(…) Dass ältere und etablierte Interpreten sich nichts mehr beweisen müssen, gehört zu den Klischees in der Musikkritik. Aber etwas muss dran sein. 35 Jahre gibt es das Auryn-Quartett jetzt schon und auch Nobuko Imai tritt man kaum zu nahe, wenn man feststellt, dass die international konzertierende Bratscherin sogar noch länger im Geschäft ist.

Gemeinsam haben sie die Streichquintette von Wolfgang Amadeus Mozart aufgenommen (…). Herrliche Musik, die in den Mittelstimmen voller als die Streichquartette klingt, eben weil Mozart eine zweite Bratsche (statt eines zweiten Cellos) hinzu nimmt. Die Streichquintette sind ungewöhnlich weiträumig angelegt, mindestens KV 515 und KV 516 dauern länger als die "Jupiter-Sinfonie".

Mozart erzielt mit der Fünfer-Konstellation traumhafte Wirkungen - etwa im Andante von KV 515 als Erscheinung eines Duetts zwischen der ersten Violine und der ersten Bratsche, die von den übrigen drei Instrumenten fast wie bei einem Konzert begleitet werden. Es spricht Bände, dass man dabei als Außenstehender nicht wahrnimmt, ob Stuart Eaton vom Quartett oder Nobuko Imai hier die erste Bratsche spielt. Wir erleben ein Ensemble von perfekter Homogenität. Keines, das permanent akustisch auf der Stuhlkante hampelt, sondern eines, bei dem man sich vorstellt, dass es sich manchmal zurücklehnt, um sich untereinander ein Lächeln zu schenken, beglückt darüber, was man zusammen mit Mozarts vielleicht schönster Kammermusik erleben darf. Wann es gilt, die Zügel wieder anzuziehen und aufs Ganze zu gehen, im schroffen Menuett von KV 516 etwa, weiß die hier versammelte Erfahrung sowieso.

Genauso ein Genuss: die vorzügliche Klangtechnik, von TACET. Dicke Empfehlung!

Heinz Gelking

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