Andreas Spreer, TACET-Chef und seit Jahren verantwortlich für den besonderen Klang seines Labels, hat sich für diese Aufnahme wieder eine spezielle Sitzanordnung der zwölf Bläser mit ihrem Kontrabass ausgedacht: anders als auf einem Podium - und auch völlig anders als im Orchestertutti - bilden sie einen Kreis mit einem zentralen Mikrofon in seiner Mitte und Einzelmikrofonen vor jedem der dreizehn Instrumente. Das führt zum leichten Blickkontakt der Spieler und zu einem fokussierten Gesamtklang, wie man ihn nur auf einem Tonträger erleben kann - wer kann schon in die Mitte einer solchen Spielmannschaft sitzen und seine beiden Ohren als Zentralmikrofon nutzen? Der homogene Klang der oft massiert eingesetzten Instrumente erscheint in dieser Anordnung stets so durchsichtig, wie man das im Konzertsaal kaum erlebt.

Die zwölf Bläser des Stuttgarter SWF-Sinfonieorchesters gestalten die farbenreiche Partitur in ihren vielen Facetten lebendig und einfühlsam. Ihre Schulung durch den langjährigen Chefdirigenten Roger Norrington zeigt sich in einer erdigen, sämigen Klanggestaltung, wie man sie eher von frühen Originalinstrumenten erwartet. Die herzerwärmenden Kantilenen - nicht nur im beseelten Adagio und an anderen opernhaft ausgestalteten Passagen - schmeicheln sich ins Herz, die geballte Klangkraft aller Instrumente reißt mit. Die Bläserbearbeitung der Orgelfantasie - die vier Hörner fehlen - verleiht dieser meisterhaften Zehn-Minuten-Miniatur einen ungewohnten, gleichwohl betörenden Klangfarbenreichtum.

Im Wettstreit mit starker Konkurrenz findet sich diese ebenso viruos wie bewegend eindringlich gestaltete Aufnahme in vorderster Reihe

Dieter Steppuhn

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