Was hat dieser grandiose russische Pianist nicht schon alles für TACET eingespielt - Bach, Schubert, Mozart - etliche der Standardliteratur hat er in seinen Interpretationen mit neuem Leben versehen. Nun spielt er die letzten Klavierwerke aus der Feder Beethovens, die "Große Fuge" op. 134 im Arrangement für vier Hände (mit seiner Ehefrau Ljupka Hadzigeorgieva), die Bagatellen op. 119 und op. 126 sowie die "Diabelli-Variationen".

Die Diabelli-Variationen zeigen nun die gesamte Sicht eines Koroliov auf ein Werk: Mit Vehemenz einerseits stellt er Thema und Variationen dar, aber auch mit einer enormen Strenge, wenn es um die Rhythmisierung und die Akzente geht. Da wird nichts seicht oder oberflächlich behandelt. Koroliov geht den Variationen und ihrer eigenen Energie und Behandlung des Themas auf den Grund, weiß jeder Nuance ihr Recht zu vermitteln. Es wäre bei dieser musikalischen Ausdeutung vermessen davon zu sprechen, dass Koroliov die Musik für sich selbst sprechen lässt, aber genau diesen Eindruck erhält man, da er sich pianistisch nicht wichtiger nimmt als den Notentext. Auf diese Weise entsteht genau das, wonach ja eigentlich jeder Musiker auf der Suche ist: ein größtmöglicher Wahrheitsgehalt in der Deutung des Werks. Und genau diesen Eindruck hat man - bei insgesamt recht gesund verhaltenen Tempi - als Hörer dieser Einspielungen. Der Russe vermag dabei die strukturelle Durchwirkung dieser Musik, das immerwährend Moderne auf so natürliche Weise zu formen, dass man manches Mal staunend zuhört - und sich fragt, warum andere, die doch auch dem Notentext folgen, nicht in der Lage sind, diese von beständigen Wechseln durchzogene Dramtik, diese Intensität zu erschaffen, die Beethoven in Noten hinterlassen hat.

Die beiden Bagatellen-Zyklen sind dagegen weitaus persönlicher gestaltet: Koroliov geht hier noch stärker aus sich heraus, gestaltet direkter und persönlicher, lässt es sprudeln und prickeln, weiß die schöne und dennoch komplexe Einfachheit so erklingen zu lassen, dass man als Hörer schwelgt, lächelnd, aber auch immer aufmerksam für die Kleinigkeiten, die der Pianist hören lässt, lauscht.

Diese CDs haben jetzt schon Kult- und Refernzstatus und beweisen einmal mehr den Stellenwert von Evgeni Koroliov.



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