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Die Pictures & Reflections Zusammenstellung des österreichischen Pianisten Markus Schirmer mit zwei dem CD-Motto entsprechenden Werken von Ravel und Mussorgsky hat bereits ein gutes Jahrzehnt auf dem diskographischen Buckel. 2004 war es, als Schirmer im „Studio“ der damals neuen Grazer Helmut List-Halle die russischen Bilder einer Ausstellung und die französischen Miroirs gekonnt und durchaus eigenwillig unter die klavieristische Lupe nahm, ohne dabei die satz- und themenübergreifende Übersicht außer Acht zu lassen. Seine eher unrussische, vielleicht unter dem Eindruck der Miroirs gleichsam französisierend-elegant gehandhabten Bilder wurden damals via handelsüblicher Compact Disc angeboten. Eine Veröffentlichung auf DVD Audio nach dem bewährten „Tacet Real Surround Sound“-Verfahren folgte etwas später (D 132). Seit Neuestem nun werden Schirmers Interpretationen auch in Blu-ray Disc-Qualität im Katalog geführt. Mit 65 Minuten Spieldauer war das Programm schon für die DVD-Kapazität ein wenig mager, aber Schirmer und seine Produzenten hatten sich seinerzeit nicht für die Möglichkeit entschieden, auf literarische Resourcen der Grazer Konzertwiedergabe zurückzugreifen. Denn bei dieser Gelegenheit – der Österreichische Rundfunk (ORF) sendete das komplette Programm – trug der Schauspieler Wolfram Berger mit klug gewählten russischen Texten entscheidend zur Wirkung, ja zum Verständnis des Mussorgsky-Zyklus‘ bei.

Musikalisch bietet Schirmer – ich erlaube mir auf meine Rezension vom 24.5.2005 zurückzugreifen – einen in den wesentlichen Charakter-Definitionen sicher orientierten und damit auch orientierenden „Ausstellungs“-Besuch. Mit einigen Kräften, wenn der Ochsenkarren rumpelt, mit gebannter Wucht im Finale, aber eben nicht mit jenen akkordischen Karate-Schlägen, wie sie in der jugendlichen Wettbewerbs- und Verdrängungspianistik Mode geworden sind. Schirmers Ausdeutung und Ausleuchtung der Miroirs bewegt sich für mein Empfinden eher auf der sanften, der nachdenklichen, der Disc-Überschrift also entsprechend reflektierenden Seite.

Peter Cossé

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