(...) Koroliov spielt leidenschaftlich Schach, interessiert sich für mittelalterliche Kunst und Philosophie - und liegt völlig quer zu den einschlägigen Marketing-Mechanismen der großen Labels. Nicht mal als genialischer Exzentriker ginge er durch. Rigoros und kompromisslos ist seine Kunst allemal - aber es gibt darin nichts Demonstratives, nichts Polemisches, keine Manierismen, keine Inszenierung. Er hat nichts zu beweisen, er hat nur den Notentext und sein spirituell klares, hochkonzentriertes Klavierspiel.

(...) Faszinierend ist, wie bei Koroliov (teilweise im vierhändigen Zusammenspiel mit seiner Frau Ljupka Hadžigeorgieva) immer wieder die charakteristischen Klangfarben und Register der Orgel hörbar werden. Dabei nimmt die subtile Poesie des unendlich nuancierten Anschlags seinem Spiel nichts von seiner strukturellen Klarheit. Intellekt und Emotion finden glücklich zusammen. Aus "Clavierübungen" werden spirituelle Exerzitien, in denen der Begriff der "Übung" alles Fremdbestimmte, jeden Beigeschmack von Askese und Sich-Plagen verliert. Hier gelingt ein selbstvergessenes Aufgehen in der Musik, eine totale Konzentration, in der sich Disziplin und Lust, Gesetzmäßigkeit und Spontaneität vereinigen: ein freies Brennen ohne Flackern.


Bernhard Neuhoff

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