--> zur Originalkritik

Zugegeben, der Kontrabass ist nicht gerade das zugkräftigste Soloinstrument. Ihm haftet immer noch etwas das Etikett eines Exoten an, der allein als Bassinstrument taugt, sonst aber nicht wirklich für etwas anderes zu gebrauchen ist. Dies zumal die Kontrabassisten nach den Bratschern wohl jene Instrumentalgruppe im Orchester ist, die die meisten Witze über sich ergehen lassen muss. Dass es mit solcherlei Vorurteilen nicht weit her sein muss, belegt diese CD mehr als eindrucksvoll. Die Originalliteratur für den Kontrabass als Soloinstrument ist naturgemäß begrenzt, doch das hat Musiker bekanntlich noch nie groß gestört, wenn es darum geht, alle nur erdenklichen Werke auf ihrem jeweiligen Instrument zu spielen. Und so hat auch Ryutaro Hei als Solist dieser Aufnahme zu Bearbeitungen gegriffen: Johannes Brahms im Original für Solo-Cello geschrieben e-Moll Sonate op. 38 etwa.

Was schon auf dem Cello nicht ganz ohne ist, erweist sich auf dem Kontrabass als ernstzunehmende Herausforderung. Hei muss ganz ordentlich raspeln und schwurbeln, um die vor allem in den Ecksätzen großen technischen Herausforderungen zu meistern. Technisch schafft er das zweifelsohne mit bemerkenswerter Virtuosität, das steht völlig außer Zweifel. Dennoch bleibt das Ergebnis aus klanglichen Gründen Geschmackssache, ist das Timbre des Kontrabasses doch um einiges dunkler und der Ton etwas schwerfälliger als der eines Cellos. Solche Stücke sind vermutlich in erster Linie für Kenner, Liebhaber und Kontrabassisten interessant, die Celloversion dürfte dann doch die musikalisch ergiebigere sein. Auch Robert Schumanns Adagio und Allegro op. 70 ist eine Bearbeitung, bei der die klanglichen und technischen Möglichkeiten eines Kontrabasses eindrucksvoll vorgeführt werden.

Spannender sind auf diese CD aber die Originalwerke für diese Besetzung, etwa die dem Kontrabass geradezu auf den Leib geschriebene Elegie D-Dur von Giovanni Bottesini, die den Ton- und Klangraum dieses Instrumentes mehr als überzeugend ausschöpft. Bottesini war nicht umsonst einer der gefeiertsten Kontrabassisten seiner Generation. Und auch ein Solostück von Yumiko Nishida zeigt mehr als eindrucksvoll, welches musikalische Potential in diesem nur allzu oft verkannten Instrument schlummert. Ein Paradestück für jeden Solisten dürfte die Sonate von Karel Reiner sein, ein sehr von motorischen und rhythmischen Passagen geprägtes Werk. Hier liefert Hei sein Meisterstück ab und spielt technisch ebenso brillant wie musikalisch absolut fesselnd. Von der vielfach postulierten Schwerfälligkeit dieses Instrumentes ist hier nicht mehr viel zu spüren. Sekundiert wird Hei auf dieser CD von seiner Begleiterin Yu Kosuge, die hier zwar im übertragenen Sinne nur die zweite Geige spielt, dies aber so verlässlich, musikalisch zuverlässig und technisch brillant tut, dass sie nachhaltig im Gedächtnis bleibt. Eine lohnenswerte CD, nicht nur für Liebhaber des Abseitigen oder fachkundige Hörer.

Guido Krawinkel

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