--> zur Originalkritik

Mehr als anderthalb Jahrzehnte nach seiner Einspielung von Franz Schuberts B-Dur-Sonate hat Evgeni Koroliov nun die Sonaten A-Dur D 959 und G-Dur D 894 aufgenommen. Er richtert nicht herum, er brendelt nicht, er bleibt sich treu. Sucht man nach Wahlverwandten, wird man wohl am ehesten bei Mitsuko Uchida oder András Schiff fündig. Koroliov sieht in Schubert in erster Linie den Lyriker, den Verletzlichen. Er meidet Extreme (und auch die Wiederholung im Kopfsatz von D 959), er romantisiert dezent in Form von kleinen Verzögerungen. Entrüstung wirkt bei Koroliov immer zugleich versöhnlich, die Lust am Liedhaften bringt er vor allem in Nebenthemen oder dem Andante der G-Dur-Sonate zum Klingen. Die Kontraste in den Mittelsätzen der A-Dur-Sonate werden deutlich und glaubhaft eingefangen. Eine sehr klangsensible, farbenreiche Deutung, die ein räumlicheres, freieres Klangbild verdient gehabt hätte.

Christoph Vratz

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