"Das Abegg-Trio hat in der internationalen Kammermusikszene nicht nur einen ausgezeichneten Ruf, es hat auch ein Markenzeichen: die Titelbilder zu vielen ihrer CD′ s stammen von Horst Janssen, dem 1995 verstorbenen Hamburger Zeichner und Grafiker mit dem so charakteristischen Strich. Das pics auf den beiden neuen CD′ s mit Antonin Dvoraks Klaviertrios schmückt eine Zeichnung Janssens mit dem Titel "Bonjour Annette" - eine gläserne Vase mit weit aufgeblühten Annemonen, daneben ein Tintenfaß. Ein Sinnbild für Kreativität und Kunst und damit ein Sinnbild auch für das 1976 gegründete Abegg-Trio (das sich übrigens nach den Abegg-Variationen op. l von Robert Schumann benannt hat). Wobei - das zeigen auch diese Dvorak- Aufnahmen - Kreativität bei den Abeggs mehr mit stilsicherer Sorgfalt unterfüttert ist als mit spontaner musikantischer Spiellust. Das Dvorak-Klischee vom Komponisten, bei dem die "böhmische Seele", oder was man landläufig dafür hält, greifbar ist wird von diesem Trio nicht unbedingt bedient. Der Tiefe des Ausdrucks tut das keinerlei Abbruch - und daß Ulrich Beetz, Violine, Birgit Erichson, Violoncello und Gerrit Zitterbart, Klavier, ein Kammermusik-Ensemble der A-Klasse sind, stellen sie auch hier erneut unter Beweis. Schubert läßt grüßen und Brahms stand Pate bei den Klaviertrios Antonin Dvoraks, die zu den schönsten Werken dieser Kammermusikgattung im ausgehenden 19. Jahrhundert gehören. Stimmungsintensiv wie sie sind, spielt bei ihrer Interpretation gerade auch der Klang der Instrumente eine große Rolle. Auch in dieser Hinsicht kann das Abegg-Trio einen Pluspunkt verbuchen. Ulrich Beetz und Birgit Erichson spielen auf alten Instrumenten: die Trios op. 21 und op. 90 auf Instrumenten aus dem 19. Jahrhundert; für die Trios op. 26 und op. 65 auf der CD Nummer 2 fiel ihre Wahl auf eine Geige Guarnerius del Gesù, Cremona 1741, und ein Cello "Matteo Goffriller", Venedig 1720. Und die grundsätzliche Entscheidung für einen Bösendorferflügel, der sich dem satten Streicherklang am besten anpaßt, geht auch diesmal auf: sinnliche Kraft, fein austariert."
Jürgen Seeger

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