"Beinahe sechs Minuten, zweimal 50 Takte und eine Expositionswiederholung, gingen der Musikwelt verloren, als sich Franz Schubert entschloß, den himmlischen Längen seines Es-Dur-Klaviertrios D 929 zu Leibe zu rücken, dessen Finalsatz nachhaltig zu kürzen. Verloren ging dabei auch etwas vom Sinn des Satzaufbaus, der u. a. die schwedischen Volksliedzitate aus dem köstlichen Andante in ein ausgeklügeltes System von Tonartenbezügen integrierte. Warum der Komponist diese Errungenschaft preisgab, ist nicht klar. Möglicherweise beugte er sich Freundesrat, denn allzu ungewöhnlich erschien 1827/28 ein Kammermusiksatz von fast 20 Minuten Länge. Das AbeggTrio hat sich nun fürTacet unter den bewährten Bedingungen (vgl. FF 10/99, S. 40 ff.) der Urfassung angenommen und die gewohnte Version als zusätzlichen Track angefügt. Der Vergleich ist ebenso interessant wie die Interpretation profiliert. Einmal mehr überzeugen Ulrich Beetz, Birgit Erichson und Gerrit Zitterbart durch ihr (ur)textgenaues, transparentes und oft bewußt trocken akzentuiertes Spiel. Das große Es-Dur-Trio klingt bei ihnen so "handelnd, männlich, dramatisch" wie Robert Schumann es einst im Vergleich zum "leidend, weiblich, lyrischen" B-Dur Trio beschrieb."
Christian Strehi

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