Elegische Untertöne und feierliche Würde
Markus Schirmer malt farbprächtige Bilder und Spiegelbilder
Höchstwertung: 5 Sterne
"Seltsam unwirklich, wie durch einen Schleier gesehen wirkt "Das alte Schloss". Markus Schirmer lässt das zweite von Modest Mussorgskis "Bildern einer Ausstellung" als Abglanz ferner Zeiten vor dem geistigen Auge des Hörers erstehen, malt es mit elegischen Untertönen - und lässt sich viel Zeit, um die Wehmut auszukosten.
Knapp nach seinem "styriarte"-Erfolg mit Mussorgskys "Bildern einer Ausstellung" und Maurice Ravels "Miroirs" (Spiegelbildern) hat der Grazer Paradepianist die beiden Klavierzyklen im Sommer 2003 in der Helmut-List-Halle aufgenommen. Vor den Röhrenmikrofonen der Firma TACET wiederholte er aber nicht seine beim Konzert gefeierten Interpretationsmodelle, sondern entschloss sich zu einer vertiefenden Darstellung, bei der er, Ravels bisweilen horrenden technischen Schwierigkeiten mit nonchalanter Eleganz meisternd, Virtuoseneitelkeit zu Gunsten von Detailgenauigkeit und Prägnanz über Bord wirft und häufig zu betont breiten Tempi greift.
Mit überaus sorgfältig abgestufter dynamischer Palette zaubert Schirmer den Mussorgsky-Zyklus ebenso farbprächtig wie plastisch aus den Tasten des Fazioli-Flügels. Wuchtig lässt er den "Bydlo" rollen, federleicht die Küken tanzen. Er verzichtet in "Goldenberg und Schmuyler" auf jede Karikatur und inszeniert den Marsch durch das "Große Tor von Kiew" ohne Pomp, aber mit feierlicher Würde."
Ernst Naredi-Rainer

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