Man kennt den Schubert nicht, wenn man seine vierhändige Klaviermusik nicht kennt...diese Meinung mag man teilen oder auch nicht. Jedenfalls gibt es jetzt einen guten Grund, sich zwei, der opulenten Stücke wieder mal zu widmen: Franz Schubert und das Klavier-Duo Evgeni Koroliov und Ljupka Hadžigeorgieva, gg. 10.20 Uhr hier im Radiofeuilleton.
‚Wenn ich nur ein einziges Werk auf eine einsame Insel mitnehmen dürfte, dann′ ... so erzählte György Ligeti vor Jahren ... ‚dann würde ich Koroliovs Bach mitnehmen. Diese Platte würde ich, einsam verhungernd und verdurstend, bis zum letzten Atemzug immer wieder hören.′ Doch Evgeni Koroliov spielt nicht nur Bach glänzend, sondern auch Schubert. Seine neue CD mit Ehefrau Ljupka Hadžigeorgieva beweist das wieder einmal auf′s Neue. Ein Glücksfall für uns. Eine Schwierigkeit für so einen alten Komponist wie Ligeti. Ob der sein Gepäck noch einmal umpacken würde? Die himmlischen Längen rühmte Robert Schumann bei seinem Kollegen. In der Fantasie in f-Moll. Im Grand Duo. Zwei Werke für vierhändiges Klavier. Für dieser Gattung hat sich kein Komponist so intensiv interessiert, wie Franz Schubert. Dem ruhigen vor-sich-hin-Spielen an einem halben Dutzend von Oktaven frönte er mit göttlicher Hingabe: Weil es seinem Wesen wohl sehr nahe kam. Weil er hinter diesem Schutzwall die alltäglichen Konflikte und Niederlagen des Lebens unaufdringlicher ansprechen konnte. Nur für Eingeweihte. Und nur für den aufmerksamen Hörer nachvollziehbar.
Die jetzt eingespielte Fantasie und das Grand Duo schrieb Schubert für die ungarischen Komtessen der Familie Esterházy in Zseliz. Es sei eine ‚teuflische Quälerei′ gewesen, schließlich sollten sie ja etwas Besonderes werden... Evgeni Koroliov und seine Ehefrau Ljupka Hadžigeorgieva teilen sich seit 30 Jahren u.a. auch - sehr erfolgreich - ein Klavier. Voller Lebenserfahrung ist dieser, ihr Schubert. Leicht, fast transzendent. Dann wieder schroff gewendet: zur jammervollen Klage ohne Versöhnung.
Die ‚himmlischen Längen′ werden da für das Radiofeuilleton zur großen Herausforderung. Für jene aber, die die CD dann auch besitzen, kann es gar nicht lang genug sein ..."
Carola Malter

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