Es ist bereits die zweite CD mit Beethoven-Sonaten, die der großartige Evgeni Koroliov vorlegt und, nachdem er zuerst die Opp. 101 und 106 einspielte, nun mit der Trias der letzten Sonaten die späten Sonaten abschließt. Und wie schon in der Produktion zuvor ist es bestechend, wie sehr sich Koroliov am Notentext orientiert, wie genau er die Stimmgefüge, die Bögen und die dynamischen Angaben beachtet. Das ist eine wahre Freude zu hören.

Schon in Op. 109 kann er jede Nuance zur Geltung bringen, bedient sich dabei seiner nicht nur uneingeschränkten Technik, sondern seiner ruhigen und hinter die Noten blickenden Erfahrung. So ist allein der letzte Satz von Op. 109 ein kaum zu überbietendes Geständnis an Beethovens Intellekt, denn Koroliov vermag die 13 Minuten dieses Satzes so stringent zu spielen, dass dem Zuhörer die verkapselte Struktur so einleuchtend und transparent vor Ohren geführt wird wie ansonsten nur selten. Das Gute: Koroliov will nichts beweisen, sondern nur im Dienste der Musik agieren.

Und das gelingt ihm auch in Op. 110 so faszinierend, dass man geradezu miterleben kann, wie die Themen sich entwickeln. Und auch hier ist der lange dritte Satz der beeindruckendste, denn hier hört man einmal mehr, mit welch glücklichem Gespür der Pianist den Flügelklang austariert, um die in die Tasten gemeißelten Akkorde zu einem immer noch volumigeren Klang, anstatt zu einer harten Ekstase zu führen. Mit Opus 111 zeigt Koroliov dann letztendlich seine Größe, denn in dieser eigentlich wieder reduzierten Sonate mit der Arietta erkennt man die lyrische Balance, die der Pianist gegen all die Ausbrüche zu spielen imstande ist.

Carsten Dürer

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