Markus Schirmer spielt sein neuestes Beethoven-Programm auf einem gut klingenden und von Andreas Spreers Mikrophonen sehr gut, sehr natürlich eingefangenen Fazioli-Flügel. Das klanglich sehr ausgewogene Instrument kommt Schirmers fein ziseliertem, dem Hammerklavier-Klang nachempfundenen Spiel sehr entgegen. Zwischen die beiden Sonaten des Opus 27 schiebt der Pianist kleine charmante Sonaten und Sonatinen sowie die Schweizer Variationen. Und als ob er diese Stücke nach einem quirligen Opus 27/1 als 'unwirklich', um nicht zu sagen 'unwahr' hinstellen möchte, beschließt er die CD mit einer als Meditation über das Thema Trauer dargestellten Mondscheinsonate. Lähmend ist das Adagio hier nach dem übrigen, alerten Programm. Keine sechs, keine sieben, nein, über acht Minuten dynamisch quasi unverändertes Spiel: da versinkt man drin und trauert mit Schirmer - und es gibt ja fürwahr viel zu betrauern in dieser Welt. Das zart gespielte Allegretto gibt uns Zeit, uns von diesem Klagegesang zu erholen, ehe das Presto agitato die CD fluchtartig beschließt. Diese Mondscheinsonate ist sicher diskutabel, und sie wird gewiss auf heftige Ablehnung stoßen, aber ich habe mich von Schirmer in ein Klangerlebnis der besonderen Art mitnehmen lassen, und es hat mich länger nicht losgelassen... .
Rémy Franck

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