An Aufnahmen von Vivaldis Konzerten für Streicher mangelt es wahrhaftig nicht – wenn ein Ensemble aus diesem unerschöpflichen Fundus eine CD-Auswahl präsentiert, kann dies nur aus zweierlei Gründen geschehen. Einerseits will das Orchester zeigen, was für eigenwillige Akzente es in diesen Musiken zu setzen vermag, andererseits sollten die einzelnen Mitglieder ihre virtuosen Fähigkeiten unter Beweis stellen dürfen. Beide Aspekte treffen sich in der Aufnahme des traditionsträchtigen Stuttgarter Kammerorchesters auf eine durchaus einnehmende Weise. Die gelungene Verbindung zwischen modernem Instrumentarium und Erkenntnissen der historisch begründeten Aufführungspraxis ergibt eine Fülle von sonoren, mitunter geradezu „üppigen" Klängen und zugespitzten, oft sehr dramatischen Akzenten, am besten im Konzert für drei Violinen F-Dur (Tr. 1-3) und im g-Moll-Konzert für zwei Celli (Tr. 11-13).

Dass bei so einer Aufnahme die anderen Instrumentalisten wie die Bratschisten und der Kontrabass auch zu Wort kommen sollen, rechtfertigt die Bearbeitungen für vier Violas des ursprünglich für vier Violinen geschriebenen Konzertes e-Moll (Tr. 17-19) oder das Arrangement einer Arie aus Vivaldis Oper Tito Manlio für Kontrabass. Alle Werke werden mit brillanter Spieltechnik, mit Schwung und in den langsamen Sätzen mit der nötigen Poesie dargestellt, auch wenn es bei einigen schnellen Sätzen selbst diesen hervorragenden Interpreten nicht gelang, den mitunter motorischen Charakter der Vivaldischen Musik zu überwinden.

Éva Pintér

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