Klassik heute Empfehlung!
Zuweilen mutet ist die Musik von Gabriel Fauré ein wenig wie das Mauerblümchen der französischen Romantik an. Es gibt kaum einen Komponisten, der produktiver und fleißiger war, und doch werden immer Camille Saint-Saëns, Claude Debussy oder Maurice Ravel an erster Stelle genannt. Dabei hat sich Fauré nicht nur fast schon systematisch durch zahlreiche Gattungen der Musik durchgearbeitet, er hat auch immer wieder Melodien hinterlassen, die – wie etwa die Sicilienne oder das Requiem – Ewigkeitswert haben. Auch was das Innovationspotential seiner Musik anbetrifft, so fliegt Fauré oft unter dem Radar zahlreicher Musikliebhaber und zieht gegenüber Zeitgenossen wie dem zweifelsohne deutlich humorigeren aber auch konservativeren Saint-Saëns auch hier den Kürzeren – trotz beispielsweise eines Werkes wie der zweiten Violinsonate, die trotz – oder gerade wegen – aller impressionistischen Klanglichkeit stellenweise rhythmisch außerordentlich komplex ist.
Erfreulich unprätentiösUmso schöner ist es, dass der Geiger Matthias Lingenfelder, lange Jahre Primarius des Auryn-Quartetts, und der Pianist Peter Orth sich nun der Kammermusik von Fauré widmen und neben den beiden Violinsonaten eine Reihe von kürzeren Stücken wie die Berceuse op. 16 oder ein 1903 komponiertes Morceau de concours eingespielt haben. Wie immer bei dem audiophilen Label Tacet liegt der Focus auf der Musik und deren bestmöglicher Aufzeichnung und Wiedergabe. Erfreulich unprätentiös kommt denn auch diese Einspielung daher, denn es kommt ja schließlich auf die inneren Werte an. Und die können sich bei dieser Einspielung wahrlich hören lassen. Lingenfelder und Orth lassen Faurés Melos frei fließen, und bringen diese Musik auf ebenso entspannte wie wunderschöne Weise zum Klingen. Dabei erweisen sie sich als gut aufeinander abgestimmtes Team, das sich die thematischen Bälle nur so zuwirft und gleichzeitig die große Linie nicht vergisst. Eine insgesamt ebenso gelungene wie geschmackvolle Einspielung!
Guido Krawinkel<< zurück