Delikate Abgründe
"Man wird ihn noch oft hören in dem nun bald anbrechenden Mozart-Jahr: den "alla Turca"-Satz aus der Klaviersonate KV331. Man kann ihn so ohrenputzend improvisiert hören wie von Andreas Staier auf seinem Hammerflügel oder nett afro-kubanisch rhythmisiert wie von den Klazz Brothers, alles in den vergangenen Wochen neu auf dem CD-Markt erschienen. Oder man hört ihn sich an so, wie ihn der Frankfurter Pianist Christoph Ullrich spielt auf seiner pressfrischen Mozart-CD: Zügig, aber nicht zu schnell, delikat, aber nicht manieriert, etwas manisch-motorisch und kantig, aber so ist er ja wohl auch gemeint.
Der Türkische Marsch am Ende dieser Sonate und in der Mitte dieser CD markiert hier übrigens eine Zäsur, dramaturgisch gut gewählt: Danach geht es in Moll weiter, mit dem Adagio h-Moll KV540, einem puren Nachtstück, und mit der dunkel pochenden a-Moll-Sonate KV310, in deren Kopfsatz die Basstöne wie Glocken läuten. Nacht und tiefes Dunkel in Mozarts Klaviermusik? Ja, das gibt es - wenn man sie so abgründig schön, so klug und ernst spielt wie Christoph Ullrich. Genau ein Jahr nach seiner ersten Mozart-CD hat der Pianist nun seine zweite veröffentlicht, wieder beim Eigenverlags-Label EigenArt und wieder mit dem Tonmeister Andreas Spreer als Verantwortlichem für den Klang. Und der, als Chef der Stuttgarter Musikproduktion Tacet hoch geschätzt, hat einen puristischen, klaren Steinway-Ton hinbekommen, der ideal passt zu Ullrichs ebensolchem Spiel. Das Mozart-Jahr kann kommen, mit Christoph Ullrich ist man gewappnet."
ick

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