Gipfelsturm in Harmonie

Nach einem Vierteljahrhundert miteinander wagt sich das Auryn Quartett an - Joseph Haydn.

Was ist der Olymp? Ein eisiger Gipfel für Götter, erhaben und unzugänglich? Das Auryn Quartett müsste mit derlei Regionen künstlerisch vertraut sein. Beethoven, Mendelssohn, Schumann, aber auch Schönberg und heutige Zeitgenossen gehören für die vier Herren, die seit 1981 miteinander konzertieren, zum Repertoire. Doch da, wo sie nun hinwollen, dräuen weder Schluchten der Dissonanz noch Akkordlawinen: Ihr Olymp sind die zutiefst humanen Quartette Joseph Haydns. Zugegeben, stolze 68 Stück, aber in ihnen wurde die Gattung erst richtig begründet. Noch der Komponist Ferdinand Hiller las um 1877 täglich ein Haydn-Quartett als "reizenden Morgensegen". Nur logisch also, wenn das Ensemble nun zum Ursprung zurückkehrt: In 14 Raten, meist im Monatstakt, sollen bis Anfang 2010 alle Stücke des vor 200 Jahren gestorbenen Patriarchen der Klassik erscheinen. Schon die ersten zwei Boxen verweisen mit ihrer Lebendigkeit auch respektable Konkurrenz, etwa das ungarische Kodály Quartett, auf die Plätze - Götterspeise und Heidenspaß in einem, sozusagen.
JOHANNES SALTZWEDEL

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