Der Grazer Pianist Schirmer gilt als Österreichs vielfältigster Klavierkünstler: Mit Klassik ist er erfolgreich unterwegs, mit Jazz und Weltmusik erstaunlich autochton und als Förderer von Jugendtalenten präsenter denn je. Nach Mussorgsky und Ravel folgt nun die zweite Beethoven-CD, in der Schirmer selbst bekannte Beethoven-Pianisten einfallsarm aussehen lässt. Seine stupende Technik dient allein feindynamisch ausgefeilten, perfekt getimten Aussagen mit hohem Unterhaltungswert. Schirmers Beethoven hat es faustdick in den virtuosen Fingern: Er verblüfft nicht nur durch Dahinstürmen, sondern einen neuartigen Swing, wie etwa in op. 31/1, und durch Humor - kokett tändelt zunächst der 2. Satz, wechselt aber Stimmungen so rasch wie ein Chamäleon die Farbe. Perfekt Schirmers Rhythmus-Puls im Scherzo von op. 31/3 oder op. 53, hervorragend die Dynamik im Final-Presto. Mit akribischer Genauigkeit soll TACET-Tonmeister Spreer in der Grazer Helmut-List-Halle den Fazioli F-278 mit Mikrophonen umrundet haben. Das Ergebnis ist optimal: wunderbar kerniger Klang mit ausdrucksstarker Spitzendynamik, Detailreichtum und plastischem Raum-Gefühl. Mitreißend: baldige Fortsetzung erhofft.
Ludwig Flich

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