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Bartok, messerscharf und glasklar

Messerscharf und glasklar transparent: Andras Kellers Interpretation des Konzerts für Orchester von Bartok sucht nicht den großen symphonischen Klang, nicht die prächtige Geste, sondern die bestmögliche Transparenz, darin unterstützt von der Aufnahmeregie und dem Real Surround-Klang von Tacet. Das Konzert für Orchester wird somit ein Konzert, das die solistischen Rollen der Orchestermusiker als Priorität ansieht.

Nun haben das andere Dirigenten auch schon versucht, u.a. Pierre Boulez in seiner Aufnahme mit dem New York Philharmonic. Aber was bei Boulez konstruiert klang, ist hier mit einer großen Lebendigkeit und einer unvergleichlichen Spontaneität faszinierend. So mag sich Bartok das Konzert vorgestellt haben. Instrumentale Aufbereitung, Durchhörbarkeit, Prägnanz und Rhythmik sind vorbildlich und lassen den Hörer die Musik quasi dreidimensional erleben.

Schon der Beginn ist vielversprechend. Keller schafft gleich eine wunderbare, zauberhafte Atmosphäre und entwickelt daraus eine dramatische Musikhandlung, die weniger durch ihre Spannung gefangen nimmt als durch die instrumentale Vielfalt. Auch im zweiten Satz erweist er sich als meisterhafter Dirigent. Der 3. Satz, die Elegie, ist ein einziges Wunder an Licht und Schattenspielen, an Dramatik, Figuration und Lautmalerei. Einmal mehr geben die warmen Farben dem Ganzen einen direkt märchenhaften Charakter. Und während des ganzen Konzerts vergisst Keller nie, dass Bartok in diese Komposition eine Menge an Volksliedgut eingebracht hat und diese Mischung den Reiz des Stückes ausmacht, ja es gleichermaßen zusammenhält.

Daher macht die Platzierung der Ungarischen Bilder als erstes Werk der SACD auch Sinn. Das Orchester Concerto Budapest zeigt auch darin mit viel Flexibilität und wunderbaren Farben sein hohes Niveau.

Remy Franck

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