Die Musik für Violine und Klavier des Ungarn Béla Bartók ist ein Glücksfall in der Violinmusik des 20. Jahrhundert - allerdings immer noch viel zu wenig rezipiert. Da tut es gut, dass der Geiger Adrian Adlam sich mit seinem langjährigen Duo-Parner Thoams Hell nun damit beschäftigt hat, alle Violin-Sonaten Bartóks auf zwei CDs zu vereinen. Schon die 1. Violinsonate von 1922 zeigt die Eigenständigkeit der Geigenbehandlung Bartóks bei aller Rezeption der Musik Europas dieser Zeit. Bartók behandelt die Instrumente durchaus gleichberechtigt, behält aber seinen melodisch-rhythmischen Anspruch auf Genauigkeit bei, der bei Nichteinhaltung die Struktur leicht auseinanderbrechen lässt. Adlam und Hell wissen um diesen Umstand, können aber der Muisk weitaus mehr entlocken, vermögen die strukturellen Ansrüche mit der tiefempfundenen Emotion der Aussagen zu synthetisieren, um den Zuhörer diese Musik nachempfinden zu lassen. Dabei vergessen sie niemals den Atem der Bartókschen Tonsprache, die so individuell ausgedrückte Trauer und Melancholie, den Übermut. Dass dabei die technischen Anforderungen an die beiden Instrumentalisten horrend sind, weiß man: Adlam kann hier ebenso gut bestehen wie sein Partner Hell. Nur manches Mal hätte man sich dann doch noch ein Stück mehr Freiheit in der Gesatltung, Natürlichkeit im Ausdruck gewünscht. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau, denn insgesamt ist dies eine durchweg zu empfehlende Einspielung.
Carsten Dürer

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