Kommunikativ

Béla Bartóks zwei Violinsonaten für Violine und Klavier sowie die Sonate für Solovioline gehören zu den aufregendsten Kompositionen der Gattungen. Sie erklingen hier in exzellenten Interpretationen, wobei das kurze Andante für Violine und Klavier aus dem Jahre 1902 als Füller die erste CD bereichert.

Die vier Werke werden von Adrian Adlam und Thomas Hell souverän und kommunikativ gespielt. Die Tontechnik hat beide Instrumente absolut gleichberechtigt ins Klangbild platziert, so dass das Individuelle der beiden Soloparts mitsamt der daraus entstehenden Spannung absolut packend zur Wirkung kommt. Und dennoch hat man nie den Eindruck, als werde hier ein Kampf ausgefochten. Wir sind weit von der aggressiven Gegensätzlichkeit entfernt, die andere Künstler in diese Werke eingebracht haben. Ich glaube auch nicht, dass ein solches Gegeneinander Bartóks Absicht war, hat er die Sonaten doch für sich selber und die Geigerin Jelly d’Aranyi komponiert und sie vor allem als lustvolle technische Herausforderung angesehen.

Thomas Hell spielt ohne jede Brutalität, hoch virtuos, sehr musikalisch und Adrian Adlam hat seinerseits eine Farbpalette und Ausdrucksmittel, die vom zuckersüßen bis zum fetzig-rauen Klang die ganze Bandbreite bartókscher Musik erfassen. Die tollen Effekte, die Bartók benutzt, erfolgen völlig spontan und natürlich, klingen also nie kalkuliert oder aufgesetzt. Die Solosonate, die Bartók für Yehudi Menuhin schrieb, spielt Adrian Adlam mit atemberaubender Bravour, dem Ergebnis nach absolut mühelos, mit einer Überlegenheit, Intensität und stilistischer Sicherheit, die den jähen dynamischen Akzenten und der Leidenschaftlichkeit ebenso wenig etwas schuldig bleiben wie den lieblichen Passagen. Adlams Spiel ist halt physisch genug, um Bartóks Musik ohne Forcieren gerecht zu werden!

Interessante Beiträge der Interpreten im Textheft sind eine Bereicherung für die empfehlenswerte Produktion.

Rémy Franck

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