(...) Es hat wohl selten ein Komponist die Aufnahme eines Interpreten mit so viel von Herzen kommendem Pathos gelobt wie eben jener György Ligeti die Einspielung der "Kunst der Fuge" von Evgeni Koroliov. Man muss das nicht immer wieder zitieren. Aber auch vor seiner neuen Chopin-Aufnahme steht man fassungslos: Dieser einst in einer Moskauer Virtuosen-Schule zum mehrfachen Preisträger ausgebildete Pianist verwandelt sich immmer mehr in ein Medium, durch das die Musik nur noch hindurchzufließen scheint. Wie kann jemand so vollständig hinter seinem eigenen Klavierspiel verschwinden und gleichzeitig so viel persönlichen Ausdruck hinein legen? Koroliov spielt Chopin ohne Interesse am virtuosen Triumph oder an klanglicher Verführung. Bei seinem Streifzug durch Gattungen wie Ballade, Impromptu oder Nocturne zählen Klarheit, Balance, auch Intimität. Mit einer subtilen Andeutung erreicht Koroliov mehr als alle pianistischen Parfum-Zerstäuber, Weihrauch-Schwenker und Hexenmeister zusammen. Andreas Spreer hat dafür gesorgt, dass uns von dieser Kunst auch klanglich nichts entgeht. Schöner kann man einen Konzertflügel nicht aufnehmen. (...)
Heinz Gelking

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