Höchstnote für Künstlerische Qualität, Klangqualität und Gesamteindruck
"Eine Interpretation von klassisch ausgewogenem Zuschnitt zu bescheinigen, kann in der Ära aufführungspraktischer Zirzensik schnell ein Malus werden. Dennoch möchte man der Lesart der Auryns bei den sechs Quartetten op.18 dieses Signum gern aus vollem Herzen zuerkennen – als Gütesiegel einer im besten Sinne hellwachen und doch stets ausgeglichenen Realisation, die der Emanzipation Beethovens von den Fixsternen Haydn und Mozart mit Entschiedenheit und Augenmaß folgt.
Das F-Dur-Quartett, entstehungsgeschichtlich eigentlich das zweite dieser Serie, unterstreicht diese Einschätzung stellvertretend für die gesamte Produktion mit vielfältigen Indizien: Alles in allem in seiner Themenvorgabe ja ein äußerst sparsames Opus, verdichten die Auryns die nervös verhuschte Interpunktion des Kopfsatzes mit dem Reichtum ihrer klanglich-agogischen Möglichkeiten zu einem leidenschaftlich ausgefochtenen Kampf der Motiventwicklung. Wie sehr die Interpreten zum dramatischen Aufriss – einem passionierten Misterioso ebenso wie der jäh auffahrenden forte-Geste – fähig sind, belegt die Darstellung des bekannten zweiten Satzes, dem Adagio affettuoso ed appasionata.
Welch herrliche Belichtungswechsel das Ensemble zustandebringt, stellt es im c-Moll-Quartett unter Beweis, wo die wechselnden Temperamente des Kopfsatzes mit jäh hereinrechenden Abdunklungen in eine beklemmende Dramatik überführt werden. Das sind Qualitäten, die durchweg für spannungsreiche Interpretationen sorgen und in der Wiedergabe den Bogen von den Lesarten des Melos- zum Emerson-Quartett schlagen."
Norbert Rüdell

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