Der Granados des 20. Jahrhunderts spielt Granados im 21. Jahrhundert - grandios!
"Patentschrift Nr. 162704, Klasse 51d. Erfindungsgegenstand ist eine Vorrichtung an mechanisch spielbaren Tasteninstrumenten, durch welche in vollkommener Weise die Anschlagstärke der Tasten abgestuft werden kann." Bei dem hier in schönstem Beamtendeutsch geschilderten "Erfindungsgegenstand" handelt es sich um eine der spektakulärsten Erfindungen des frühen 20. Jahrhunderts: Das Welte-Mignon-Reproduktionsklavier. Dem Erfinder Edwin Welte ging es um die Musik. Bei der damaligen Aufnahmetechnik verlor der Klang an Authentizität, doch Welte wollte den natürlichen Klavierklang erhalten. Er hatte das Ziel vor Augen, mit seinem Patent "alle Feinheiten des rhythmischen und dynamischen Vortrags mit völligem Erfassen der persönlichen Note" festzuhalten. Von 1904 bis 1932 nutzten diese Möglichkeit in der Tat viele Pianisten und Komponisten, um ca. 5.500 Aufnahmen auf den Lochstreifen aus Papier festzuhalten, darunter Ferrucio Busoni, Artur Schnabel, Gustav Mahler und der spanische Komponist und Pianist Enrique Granados. Granados sah sich als Erneuerer der spanischen Musik, der sein Schaffen auf der reichen Folklore seiner Heimat aufbaute. Neben den "Danzas Espanolas" von 1892, von denen "Andaluza" eines der bekanntesten Klavierstücke ist, stechen vor allem die "Goyescas" (1911/12) aus seinem Oeuvre hervor.
Tacet hat sich folgende Vorteile zunutze gemacht: Da mit der Welte-Mignon-Technik keine Aufnahme konserviert wurde, sondern es sich um eine Art "Programmierung" der Töne auf Rollen handelt, kann die Musik auch mit heutigen lnstrumenten zeitgemäß reproduziert werden und klingen. Jeder Interpret steht vor der Frage, wie sich der Komponist die Interpretation eines Werkes vorgestellt hat. Nur selten bietet sich die Möglichkeit, eine Original-Aufnahme zu hören. Wo soll ein Rubato gespielt werden? Sind die Tempoangaben verbindlich? Wie soll der Akzent klingen? Dank Welte-Mignon und TACET ist Enrique Granados wieder auferstanden! Und bietet selbst eine Orientierung für die Interpretation seiner Klavierwerke. Diese Platte ist fraglos ein großer Gewinn für die Musikwissenschaft und für alle Musikliebhaber!"
akb

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