In seinem Jubeljahr wird der vor 200 Jahren gestorbene Joseph Haydn vor allem für die musikalische Erschaffung der Welt - in seinem Oratorium "Die Schöpfung" - reklamiert. Dabei wäre es weit gerechter, ihn als Erfinder des Streichquartetts zu feiern. Haydn hat hier Goethes Vermutung, beim Streichquartett höre er "vier vernünftige Leute sich miteinander unterhalten", mit Leben und Witz gefüllt. Fünfzig Jahre lang beschäftigte er sich als Großmeister der Disziplin mit Kommunikationstechniken von der Violine hinab zu Cello, verfeinerte sie, würzte - und warf sie manchmal auch über Bord.

Wie bei Haydn alles begann, das zeigt das Auryn-Quartett in der ersten Lieferung einer neuen Gesamtedition - in den Streichquartetten op. 1 Nr. 1 - 6. Die Auryns spielen wunderbar stilsicher, nobel, kultiviert und elastisch, aber auch mit jener couragierten Beherztheit, die nicht von jedem Fortissimo glaubt, dass die Musik gleich Schaden nehme.
Wolfram Goertz

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