"Bei Glenn Gould, dessen Bach-Spiel er 1957 in Moskau in einem Konzert erlebt hatte, gefiel Evgeni Koroliov, alle Stimmen hören zu können. Doch auch die ′romantischen′ Bach-Interpretationen Edwin Fischers bewunderte er. Koroliov hat sich trotz solch gewichtiger Vorbilder die ganz eigene Sicht auf den alten Meister nicht nehmen lassen, natürlich auch nicht von der Originalklang-Bewegung, die den modernen Konzertflügel bekanntlich beargwöhnt und JSB gerne für sich allein hätte. Koroliov nahm auf, und Andreas Spreer fing den Flügel nicht nur mit maßstabsetzender Natürlichkeit ein, er ließ dem als selbstkritisch geltenden Künstler auch Zeit zum Feilen. Anlässlich des Tacet-Label-Portraits habe ich die dabei entstandene Aufnahme des ersten Teils des Wohltemperierten Klaviers vorgestellt. Jetzt hat Koroliov den zweiten Teil (BWV 846-869) eingespielt, und wieder hört man fassungslos, wie jemand absolute Kontrolle mit einer nicht zu begründenden Beseeltheit zu verbinden weiß. Das ist unendlich viel größer als Goulds Exzentrik."
hg

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