"Das Auryn-Quartett hat sich inzwischen in die erste Reihe der internatoinalen Quartett-Ensembles hineingespielt. Für die Repertoirepolitik der großen Musikkonzerne ist es allerdings höchst bezeichnend, dass eine Formation von dieser Güte weder bei der DC noch bei EMI oder Philips Unterkunft fand, sondern ihre hervorragenden Schubert-, Schumann-, Mendelssohn-, Beethoven- oder Britten-Enspielungen einem kleineren, wagemutigeren Labels anvertraute. Nun legen die Auryns mit Christian Poltera als zweitem Cellisten eine Spitzenaufnahme des Schubert-Quintetts vor, des vielleicht bedeutendsten Kammermusikwerks des nachbeethovenschen 19. Jahrhunderts - sofern man die Krone nicht dem G-Dur-Streichquartett Schuberts reichen will. Was hier besticht, ist die faszinierende Balance von fast symphonischer Großzügigkeit des Architektonischen und Klanglichen sowie einer peniblen kammermusikalischen Durchleuchtung des Satzgefüges, die immer neue, überraschende Perspektiven aufreißt. Der dynamische Radius wirkt extrem gespreizt, was ab und an zu beinahe brucknerischen Steigerungswellen führt und andererseits die espressive Zwielichtigkeit dieser Musik, ihre Gebrochenheit fast bestürzend freilegt, so im Adagio, im Mittelteil des Scherzo und exemplarisch im Finale (das sich nicht erst am Ende mit dem berühmten Vorschlags-Des als eher verzweifelt denn heiter ausweist). Eine betroffen machende Darstellung, obgleich sie jeden Anflug von manieristischer Absichtlichkeit meidet."
Alfred Beaujean

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