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Nachdem das Auryn Quartett alle Schubert Quartette für cpo aufgenommen hatte, entstand 2001 eine Aufnahme des Quintetts D 956 bei Tacet. Diese wird vom audiophilen Label jetzt auf Blu-ray vorgelegt. Bei der ‘Real Surround’- Aufnahme sitzt der Zuhörer mitten im Quintett. Und was das heißt, erlebt man gleich in den ersten Takten des einleitenden Allegro ma non troppo: Mit bedrohlicher Gewalt bricht die Musik über einen herein, wenn Schubert die Faust ballt und dazu eine liebliche Melodie zu formulieren versucht. Diesen und die folgenden Kontraste machen die Auryns und Poltéra quasi physisch erlebbar. Schubert kranke Welt wird nicht mystisch verbrämt, wie man das schon gehört hat, sondern klingt hier brutal realistisch und irdisch. Das Klagen im von Pizzicati stigmatisierten Adagio und der hoch erregte Mittelteil dieses Satzes sind genau so packend.

Kaum begreifbar dann die Vitalität des Scherzos, dessen Trio in tiefster und beklemmendste Trauer versinkt. Auch hier schärft das Quintett die Gegensätze, genau wie im Finalsatz heitere Volkstümlichkeit mit innerer Unruhe, Angst und gemischt werden. Ein rätselhaftes Stück voller Brüche, in der hier vorliegenden Interpretation gewiss nichts für psychisch Labile.

Remy Franck

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