"Einer absolut professionellen Produktion begegnet der Musikhörer in der CD ‚French String Quartets’, die das Auryn-Quartett vorlegt. Verantwortlich zeichnet das Stuttgarter Label TACET. Vereint werden auf der Platte die Klassiker der französischen Streichquartett-Literatur: Jene Kompositionen der Gattung von Claude Debussy (Quatuor g-moll op.10), Maurice Ravel (Quatuor pour instrument à cordes) und Gabriel Fauré (Quatuor à cordes E-Moll op.121). Von ihrer Länge her ungefähr gleichgewichtig, setzten die Kompositionen unterschiedliche Schwerpunkte: Virtuosität (Ravel), Intimität (Fauré) und Kontrastreichtum (Debussy). Alle bündeln sie kammermusikalisch das Gedankengut ihrer Zeit. Das Auryn-Quartett ist perfekt ausgerichtet. Volltönend befiehlt die Viola die Interpretations-Richtung im ‚Très lent’ des Ravel-Quartetts. Weltentrückt schichten sich die Terzen. Schmelzend krönt der Diskantklang von Primarius Matthias Lingenfelder das Tongebäude. Übrigens hören wir eine zarte Abmischung des Tonmeisters Spreer, der sein Handwerk gelernt hat. Schroff die Saiten anreißend, wandelt Andreas Arndt am Cello einsamen Abgründen entgegen. Hier wird Ravel gelebt. Nicht bloße Zurschaustellung von Virtuosität kennzeichnet das Finale ‚Vif et agité’. Wetterleuchtende Signale vernimmt der Lauschende, ungestümes Anrennen gegen die schäumende Flut. Das dreisätzige Fauré-Quartett E-Moll op.121 wartet mit einer auf den ersten Blick unspektakulären Aufmachung auf. Der Grund ist erklärbar: Das Werk atmet bereits die antizipierte Todesahnung seines Meisters, der die drei Sätze noch nicht einmal zwei Monate vor seinem Tod beenden kann. Die Uraufführung am 12. Juni 1925 in Paris darf Fauré nicht mehr erleben. Der ‚Andante’-Mittelsatz ist ein in Beethovenscher Tradition geschriebenes Memento Mori, ein plakatives Epitaph von 9:17 Minuten Dauer. Schier unendlich spinnt sich die Melodie fort, wandert durch die Register, welche sie allesamt erblühen, aber auch verlöschen lassen. Das ist großartige Kammermusik!
Mit auf der CD ist noch Debussys–g-Moll-Opus 10. Hier wird spannend, intensiv, weise, witzig, gnadenlos konsequent und selbstverständlich absolut intonationsrein musiziert. Das Auryn-Quartett erlebt den Zenit seiner Karriere - unbedingt empfehlenswert!"
Manuel Stangorra

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