Wie klingt der Wald?
"Blechbratsche" nannte Brahms, etwas verächtlich, das Ventilhorn. Mit dessen Erfindung wurde im 19. Jahrhundert zwar das umständliche Stopfen überflüssig, die Hornisten konnten endlich in allen Tonarten sauber spielen. Doch leider fiel dieser Neuerung auch die spezifische (Ober-)Toncharakteristik des Naturhorns zum Opfer. Brahms wollte deshalb für die Ausführung seines Horntrios op. 40 unbedingt ein Naturhorn haben, ja, auf dem Titelblatt sollte nicht "Horn", sondern explizit "Waldhorn" stehen.
Grund genug für das hier auf Klavier und Violine reduzierte Abegg-Trio, für die Neueinspielung des Stücks den trefflichen Naturhornisten Stephan Katte zu verpflichten. Dessen ungemein sauber gespieltes Naturhorn klingt nach Wald: tief, dunkel und voller Seele. Um dem von Brahms anvisierten Klang noch näher zu kommen, verwendet der Pianist Gerrit Zitterbart obendrein einen originalen Hammerflügel von Johann Baptist Streicher, wie ihn auch Brahms besaß - was zum Farbenreichtum dieser vorzüglichen Aufnahme entscheidend beiträgt.
Auf der CD findet sich mit der Triobearbeitung des Streichsextetts op. 36 von Brahms′ Freund Theodor Kirchner noch eine weitere Preziose, von der auch der Komponist selber angetan war. Das Trio, schrieb er, mache ihm „außerordentliches Pläsier". Diese Aufnahme hätte ihm vermutlich auch gefallen.
fab

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