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Die Violinkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart gehören zweifelsohne zum Kernrepertoire eines jeden Geigers. Tontechnisch dürften sie hinreichend dokumentiert sein und doch schafft es das Nederlands Kamerorkest, diese Werke hier frisch und wie neu zum Leben zu erwecken. Man musiziert ebenso entspannt wie gespannt: ein Spezifikum dieser Aufnahme ist die Surround-Aufnahmetechnik, bei der das Orchester im Kreis um die Mikrophone herum sitzt. Das ermöglicht zum einen ein räumliches Klangbild, weil der Hörer – die entsprechende Wiedergabetechnik vorausgesetzt – sich inmitten der Musiker sitzend wähnt. Zum anderen gibt die spezielle Sitzordnung, die keiner bestimmten Tradition oder Schule zugeordnet werden kann, sondern allein aus akustisch-musikalischen Gründen gewählt wurde, den Musikern ein ganz neues Spielgefühl. Sie sitzen nicht hintereinander, sondern im Kreis nebeneinander, was eine bessere Sicht- und Hörkontrolle ermöglicht.

Im Konzert mit dem Publikum frontal gegenüber ist das schwerlich möglich, hier jedoch sind die Mikrophone das Publikum. Die Folgen dieser Sitzordnung kann man ganz konkret hören. Das gemeinsame Musizieren des Orchesters wirkt ungeheuer tiefenentspannt, locker und gleichzeitig auf Zack. Hier wird nicht Dienst nach Vorschrift verrichtet, sondern jeder Takt mit neuer Frische musiziert. Und das ganz unverkrampft und lässig, aber stets präzise und mit musikantischem Charme. Das Klangbild ist zudem – auch wenn man es „nur“ Stereo hört – luzide und ausgewogen. So stimmig, ausgeglichen und gleichzeitig tontechnisch äußerst transparent hört man ein Orchester selten. Das Orchester bietet hier dem Solisten Gordan Nikolič stets ein solides Fundament, das dieser auch souverän nutzt. Ein schnörkelloser Ton und ausgezeichnete Technik paaren sich mit einem musikalischen, zuweilen leicht pretiosen Duktus, wie etwa das sehr differenziert ausgespielte Adagio im b-Moll Konzert (KV 207) zeigt. Aber auch Geläufigkeit und Virtuosität kommen – etwa im äußerst schwungvollen Finale des A-Dur Konzertes (KV 219) - nicht zu kurz.

Guido Krawinkel

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