Auch jenseits der berühmten Werkreihen der Sinfonien und Streichquartette finden sich im Œuvre von Joseph Haydn kostbare Schätze(...)
(...)Drei dieser späten Trios haben die Musiker des 1976 gegründeten und seit 35 Jahren in gleicher Besetzung spielenden Abegg Trios nun im Weißen Saal des Weimarer Schlosses für das Label TACET eingespielt. Dabei bedienen sie sich historischer Instrumente: Der Geiger Ulrich Beetz und die Cellistin Birgit Erichson spielen auf im 18.Jahrhundert gefertigten italienischen Instrumenten mit Darmsaiten unter Benutzung alter Bögen, wobei die Violine gelegentlich etwas scharf klingt. Dem Pianisten Gerrit Zitterbart stand ein Broadwood-Fortepiano von 1808 zur Verfügung, dessen perkussiver Ton das Klangbild der sehr lebendigen, den individuellen Charakter der einzelnen Sätze betonenden Einspielung prägt. Zwischen den Klaviertrios erklingen zwei Divertimenti, die Haydn etwa dreißig Jahre früher für die Musiker der Esterházyschen Hofkapelle schrieb. Das Orchester verfügte über erstklassige Hornisten, deren Fähigkeiten durch diese Stücke besonders herausgestellt werden sollten. Das Trio per il Corno da caccia Es-Dur setzt das ventillose Naturhorn mit virtuosen Figuren gleichberechtigt neben Violine und Violoncello ein. Wilhelm Bruns, Solohornist des Mannheimer Nationaltheaters, meistert die exponierte Partie souverän. In dem Quintett werden zwei Hörner dem von Violine und Violoncello unterstützten Tasteninstrument gegenübergestellt. Hier vertauscht Zitterbart den Hammerflügel mit einem Cembalo, das er ebenso geläufig traktiert, während die Hörner überwiegend fanfarenartiges Material beitragen und für die klangliche Grundierung sorgen. Dem Ensemble, zu dem hier mit Tilman Schaerf ein weiteres Mitglied der Deutschen Naturhorn Solisten tritt, gelingt es, die heikle Klangbalance zwischen den ungleichen Instrumenten herzustellen – wozu nicht zuletzt auch die vorzügliche Aufnahme von Andreas Spreer beiträgt (...)
Sixtus König

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