(...) Über das Opus 48 äußerte sich Brahms, mit zwei eigenen Streichsextetten wohl so etwas wie der "Erfinder" dieser Gattung: "Es ist unendlich schön (...) Diese herrliche Erfindung, Frische und Klangschönheit." Dem kann man nur zustimmen. Kaum ein anderes kammermusikalisches Werk, Schuberts "Forellenquintett" ausgenommen, ist zugleich so eingängig und so großartig komponiert. Schon beim zweiten Hören etappt man sich beim Mitsummen. Doch je mehr man sich konzentriert, desto stärker wird offenbar, wie kunstvoll der "ganz einfache böhmische Musikant" (Dvorák über Dvorák) es gebaut hat. Ideale Interpreten müssten so tramsparent musizieren, dass die Struktur der Musik und das Geflecht der Stimmen gleichsam durchleuchtet werden. Unerlässlich wäre aber auch ein Zug ins Orchestrale, ja rundheraus: eine gewisse kolletive Wucht und etwas slawischer Schmiss. Sechs sind mehr als vier - das muss man hören! Das Auryn Quartet und seine prominenten Gäste spielen mit Gelassenheit und Wäreme, mit einem Blick fürs Detail wie für die große Linie. Eine vollkommenere Aufnahme kann ich mir im Moment nicht vorsetellen.
Heinz Gelking

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