--> zur Originalbesprechung

Niemanden wird es überraschen, dass sich „die Ludwig Chamber Players (LCP) … in kurzer Zeit als eines der führenden Kammerensembles auf den internationalen Konzertpodien etabliert“ haben: Diese biographische Binsenweisheit hätte mangetrost aus dem Beiheft hätte weglassen dürfen. Und das umso bereitwilliger, als uns das vorwiegend heitere Programm einen prächtigen Prokofieff präsentiert, der die x-ste Vervielfältigung der Floskel wahrhaftig entbehrlich macht.

Ob das fröhliche „Haidl-Daidl” der hebräischen Ouvertüre oder das frech knatternde Scherzo der vier Fagötter, ob die lupenrein vorgetragene Solosonate für Violine aus den Jahren der sowjetischen Volkstümlichkeit oder das zischende, pfeifende, grunzende und prasselnde Quintett aus der Zeit der zweiten und dritten Symphonie – alles ist mit echtem Spaß an der Spielfreude vorgetragen und klanglich exzellent eingefangen. Dasselbe gilt für das Fragment der Cellosolosonate und vor allem für die „Flüchtigen Visionen”, die hier erstmals in einem kammermusikalischen Arrangement zu hören sind. Ich werde zwar weiterhin die Originalfassung bevorzugen, weil die luftigen Substanzen für mich nur durch das sensible Anrühren der Tasten ihren Aggregat- und Spannungszustand behalten; doch es ist nicht zu leugnen, dass auch diese kleine, feine Bonbonniere fantasievoll gemacht und trefflich realisiert ist. – Webern möchte ich von der Truppe mal hören. Das müsste ein Knüller werden …

Rasmus van Rijn

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