Bei Tacet hat man für diese musikalisch äußerst unterhaltsame Zusammenstellung wieder einmal „noch tiefer in den Bestand an historischen Geräten gegriffen“. Für den Kenner sei hier die Aufnahmekette zitiert: „6 Röhrenmikrofone (2 Neumann U 47, 2 Neumann U 67, 2 Neumann M 49) – Mischpult mit 10 Röhrenvorverstärkern V 72 und 10 passiven Reglern W 68 für die einzelnen Spuren sowie 2 weiteren W 68 und V 72 für die Summenverstärkung – Aufzeichnung (Röhrentonbandmaschine Telefunken M 10 für die LP und parellel dazu A/D-Wandlung für den digitalen Tonträger),“ Soweit der technische Hinter- oder auch Vordergrund für Daniel Gaedes zweite mir bekannte Tacet-Veröffentlichung mit virtuosen, elegischen und tänzerischen, vor allem aber sehr beliebten Stücken für Violine und Klavier (siehe und höre Tacet 117!). Sein Spiel ist von der Aufnahmeregie tatsächlich prägnant eingefangen, räumlich von intimer Großzügigkeit, farbenreich und bestens abgestimmt in der Balance mit dem assistierenden oder auch kammermusikalisch gleichberechtigten Klavier.
Als Interpret der insgesamt 19 Kleinformate erweist sich Daniel Gaede als gewandter Kommunikator in den verschiedensten musikalischen Umgangs- und Spezialsprachen. Für die technisch brillanteren, motorisch auffälligeren Themen (Monti, de Falla) hat er genügend Reserven, sauber und dennoch animierend Tempo zu machen. Im Bereich des geigerischen Sentiments auf Liebeslied-Ebene (Suk) oder in Richtung Wiegenlied (Fauré) gelingt es ihm mühelos, mit rundem, gesundem, niemals tränigem Ton den Hörer auf die je aktuelle Situation einzustimmen. In Verbindung mit dem erfahrenen Kammermusik- und Orchesterpianisten Wolfgang Kühnl sind unter diesen Umständen Aufnahmen von ernsthafter Elastizität und großer Anschaulichkeit in der Themendefinition entstanden. Und von Vorteil für diese Produktion ist es auch, dass hier neben den Schlagern des geigerischen Zugaben- und Gefälligkeitsgewerbes auch Raritäten riskiert wurden. So etwa Korngolds „Tanzlied des Pierrot“ aus der Oper Die tote Stadt, Rachmaninoffs Romanze op. 6,1, Arenskys Serenade op. 30,2 oder die Herrmann-Bearbeitung des Schubertschen Ständchen. Mithin: nicht nur ein transistorfreies sondern ein ebenso lehrreiches wie hörfühliges Vergnügen!
Peter Cossé<< retourner