Die vibrierende Spannung, die Rajskis Beethoven-Zyklus kennzeichnet, stellt sich natürlich auch hier umgehend ein: Ist diese Symphonie doch schon durch ihre Widmungsgeschichte dem revolutionären Geist der Entstehungszeit verbunden, und selten hörte und spürte man das in solcher Deutlichkeit wie hier: Was hier in den Ecksätzen geschieht, ist nichts weniger als atemberaubend, und seit Furtwängler (dessen Interpratationsanstz freilich ein gänzlich anderer war) klang das Adagio ("Trauermarsch") kaum je so bewegend. Die "Vierte" ist das nach solch emotionaler Tour de force beinahe notwendige Gegengewicht: "Eine griechisch schlanke Maid zwischen zwei Nordlandriesen", so beschrieb Robert Schumann einst das im Sommer 1806 entstandene Werk, in dem Beethoven nach eine mystisch-romantisch wirkenden Einleitung unvermittelt zur klassischen Haydn-Form zurückkehrt und ihr ein wahres Denkmal setzt. Rajski läßt dabei nicht nur die Holzbläser im Kopfsatz im warmen Sonnenlicht leuchten, es gelingt ihm auch, die gerne unterschätzte Symphonie in einer Art strahlen zu lassen, die sie auch zwischen den genannten Riesen unübersehbar macht… – Mit diesen bislang auf Vinyl nicht veröffentlichten Symphonien ist der Rajski-Zyklus nun endlich komplett. Unserer Einschätzung nach einer der bedeutendsten Beiträge Diskographie der Beethoven-Symphonik seit René Leibowitz. (2017, rec. 2007)
Janis Obodda


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