Dämonisches Gewitter (...)Die soeben erschienene CD, die sich durch ein sehr natürliches und präsentes Klangbild auszeichnet, zeigt den 40-jährigen Grazer Pianisten auf der Höhe seiner Kunst. Er kostet die elementaren Klangwirkungen und rhythmischen Energisierungen von Beethovens populärster Klaviersonate aus, kontrastiert das dämonische Gewitter des Kopfsatzes mit seelenvoller Empfindsamkeit im "Adagio cantabile", ehe er im Rondo der nur von Hoffnungsschimmern aufgehellten Verzweiflung freien Lauf lässt. Obwohl er für die "Pathétique" rasante Tempi wählt, hat man nie den Eindruck, die c-Moll-Sonate werde hier heruntergerast, denn seine virtuose Technik erlaubt es Schirmer, auch bei Höchstgeschwindigkeit jedes Detail deutlich auszuformen.
Leidenschaftlich meißelt Schirmer den Sturm und Drang des jungen Beethoven in dessen Sonaten op.2 aus den Tasten. Er unterstreicht das an den späten Haydn-Werken orientierte Aufbrechen der Konventionen, betont die Brüche, blickt mutig in die Abgründe. Andererseits trägt er das lyrische Adagio der C-Dur-Sonate mit so wunderbarer Ruhe, schmerzlicher Innigkeit und zarter Ekmpfindsamkeit vor, dass er den Hörer in eine bessere Welt entrückt, aus der ihn die Virtuosität des Finales zurückholt.
Ernst Naredi-Rainer

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