Die einzelnen Schallplatten hat der Autor in AUDIO 7/17 und 8/18 rezensiert, jetzt veröffentlicht Tacet-Chef Andreas Spreer alle Neune in einer festen Schatulle. Der Beethoven-Sinfonien-Zyklus mit der Polnischen Kammerphilharmonie Sopot unter Wojciech Rajski, aufgenommen zwischen 2005 und 2015, überzeugt interpretatorisch voll: Die sportive, energische, rhythmisch akzentuierte Spielweise tut den alten Weisen gut. Man hört dem sehr diszipliniert agierenden Orchester mit viel Freude zu, auch in der Neunten bleiben Solisten und Chor konkurrenzfähig. Für diesen strikt limitierten, handnummerier ten Zyklus wählte Spreer seine im „Inspiring Tube Sound“ mit Röhrenmikrofonen gefahrenen Produktionen (die noch puristischeren „Tube Only“-Einzel-Vinyls sind offensichtlich ausverkauft), die klanglich mit vielen Details, nuancierter Raumdarstellung und herrlicher Dynamik begeistern. Für die Finali der 5., 7. und 9. mit ihren lauten Schlusspassagen ließ Spreer das Studio Brüggemann die Rillen von innen nach außen schneiden („playing backwards“). Das sollte Schule machen, denn so muss sich das Fortissimo nicht in die engen Innenrillen quetschen, sondern kann den größeren Raum außen nutzen. Das funktioniert nur bei Automatik-Spielern nicht, läuft aber auch mit den Tangentialtonarmen des Rezensenten einwandfrei. Ein vollendetes Vergnügent.

Lothar Brandt

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