"Beide Romantiker mit einer ganz individuellen Distanz zur Romantik sind bisher im Bielefelder Katalog so gut wie nicht präsent. Um so willkommener sind die vorliegenden Kammermusikaufnahmen, mit denen das Abegg Trio frischen Wind in das Angebot bringt. Für seine Mühen ist dem Ensemble wirklich zu wünschen, daß auch die Konzertagenten sein Engagement für Goetz und Kiel honorieren, zumal es beide Kompositionen durchaus verdienen. Natürlich klingt aus dem opus 1 des 23 jährigen Hermann Goetz allenthalben Mendelssohn-Nähe; natürlich ist in Friedrich Kiels G-Dur-Trio noch 1864 der Beethoven-Nachklang nicht zu überhören; natürlich haben beide Partituren kein brahmsisches Kaliber, dennoch besteht kein Grund zu Desinteresse oder Nichtachtung. Schließlich waren auch im 19. Jahrhundert die Genies nur die einsamen Leuchtfeuer, die eine unendlich reiche musikalische Landschaft erhellten. Das Abegg Trio beweist, wie genau es um Anspruch und Stil dieser Trios weiß, die es mehr als gediegen, nämlich engagiert, ohne gedankliche Überfrachtung einerseits, ohne virtuosen Touch andererseits, zudem klangsinnig und ausgefeilt musizierte - soweit das die etwas hallige Aufnahmetechnik zuließ. Angesichts dieser Werke und Interpretationen ist also Naserümpfen absolut unangebracht. Zwar sind es keine Geniewürfe, aber Kammermusiken, die ins Ohr gehen - dank dem Abegg Trio."
Ekkehart Kroher

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