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Irritierend ist zunächst der Titel dieser CD: „Ferdinand“. Das lässt eher an Musik für Kinder denn an eine Einspielung mit Musik für Violine solo denken. Aber von derlei Finten sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn die Musik auf dieser von dem Geiger Adam Adlam eingespielten CD kann sich durchaus hören lassen. Der Titel geht dabei auf das bekannte Kinderbuch von Munro Leaf zurück, der mit der „Person“ des jungen Bullens Ferdinand ein ebenso rührendes wie eindringliches Plädoyer für Toleranz und Frieden geschaffen hat. Dieses Buch hat der Komponist Alan Ridout zum Anlass genommen, Musik zu schreiben, die mit der Lesung kombiniert werden kann.

Das wird hier auch getan, wobei der Sprecher leider nicht erwähnt wird. Herausgekommen ist in jedem Fall ein ebenso unterhaltsames wie eindringliches Stück, da Ridouts Musik die Texte nicht nur illustriert, sondern auch kommentiert, ergänzt, bereichert: ein empfehlenswertes Stück, nicht nur weil Adrian Adlam musikalisch absolut keine Wünsche offen lässt. Weiter zu hören auf der CD: Carl Nielsens op. 48 und die zweite Partita von Johann Sebastian Bach. Hier begibt sich Adlam gewissermaßen auf vermintes Gebiet, liegt die Messlatte gerade bei Bachs Partiten angesichts der Konkurrenz doch enorm hoch.

Doch verstecken braucht sich der Geiger dahinter gewiss nicht. Er spielt „seinen“ Bach mit quasi natürlicher anmutender virtuoser Brillanz, trägt nie zu dick auf, sondern lässt Bachs Musik mit organischer Gewandtheit leuchten. Da wirkt nichts pretiös oder manieriert, sondern im Gegenteil völlig geerdet und im besten Sinne unverfälscht. Vor allem aber Nielsens nicht wirklich oft zu hörende Variationen bestechen durch Adlams in jeder Hinsicht bestechende Interpretation. Hier paaren sich geigerische Virtuosität mit tiefempfundenem Ausdruck und heben diese reizvolle Musik auf eine neue künstlerische Ebene.

Guido Krawinkel

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