"Eine der berühmtesten Fragen der Schallplatten- und CD-Geschichte - Welche Aufnahme würden Sie mit auf eine einsame Insel nehmen? - beantwortet einer der großen Komponisten unserer Zeit, György Ligeti, folgendermaßen: "Ich wähle Koroliovs Bach, denn diese Platte würde ich, einsam verhungernd und verdurstend, bis zum letzten Atemzug immer wieder hören."
Nun gut, man muss ja nicht gleich verhungern und verdursten - aber eines garantieren wir Ihnen: Koroliovs Bach-Spiel macht süchtig. Jetzt hat der russische Pianist, der an der Hamburger Musikhochschule Professor ist, den zweiten Band von Bachs "Wohltemperiertem Klavier" eingespielt. Mal wieder eine Einspielung? Nein. Vielleicht DIE Einspielung.
Koroliov hat alle Tugenden, um diese so komplexe Musik voll aufblühen zu lassen. Da gibt′s keinerlei Eitelkeit oder Exzentrik (wie man sie bei Glenn Goulds Bach - Entschuldigung - so oft hören kann), da erwachsen die kontrapunktischen Verflechtungen ganz organisch aus dem Thema. Himmlisch, was hier für unglaublich vielfältige, verästelte, dabei immer fest im Boden verankerte Geflechte entstehen!
Koroliov spielt äußerst präzise und kontrolliert, aber keineswegs nüchtern. Stets spürt man immensen Geist und gestalterischen Willen, der nie aufgesetzt wirkt. Wir kennen keine Aufnahme, in der jede einzelne Stimme so viel Gewicht erhält, so selbstständig und erhaben erklingt. Kann Instrumenlalmusik also schon im Barock politisch sein? Ja, in diesem Falle schon. Denn wie Koroliov mit den einzelnen Stimmen umgeht - das ist angewandte Demokratie..."
Matthias Bieber
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Nun gut, man muss ja nicht gleich verhungern und verdursten - aber eines garantieren wir Ihnen: Koroliovs Bach-Spiel macht süchtig. Jetzt hat der russische Pianist, der an der Hamburger Musikhochschule Professor ist, den zweiten Band von Bachs "Wohltemperiertem Klavier" eingespielt. Mal wieder eine Einspielung? Nein. Vielleicht DIE Einspielung.
Koroliov hat alle Tugenden, um diese so komplexe Musik voll aufblühen zu lassen. Da gibt′s keinerlei Eitelkeit oder Exzentrik (wie man sie bei Glenn Goulds Bach - Entschuldigung - so oft hören kann), da erwachsen die kontrapunktischen Verflechtungen ganz organisch aus dem Thema. Himmlisch, was hier für unglaublich vielfältige, verästelte, dabei immer fest im Boden verankerte Geflechte entstehen!
Koroliov spielt äußerst präzise und kontrolliert, aber keineswegs nüchtern. Stets spürt man immensen Geist und gestalterischen Willen, der nie aufgesetzt wirkt. Wir kennen keine Aufnahme, in der jede einzelne Stimme so viel Gewicht erhält, so selbstständig und erhaben erklingt. Kann Instrumenlalmusik also schon im Barock politisch sein? Ja, in diesem Falle schon. Denn wie Koroliov mit den einzelnen Stimmen umgeht - das ist angewandte Demokratie..."
Matthias Bieber
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