So durchdacht wie Koroliov spielen nicht viele Pianisten Beethoven. Und die wenigen, die es tun, die versuchen mit Ihrem Denken den Beethovenschen Ideen möglichst nahe zu kommen. Michael Korstick ist ein gutes Beispiel dafür. Evgeni Koroliov sucht gerne nach eigenen Lösungen und bewahrt so seine Persönlichkeit. Stiltreue ist dennoch für den Pianisten höchstes Gebot. Und wahre Musikalität! So bewahrt er den ersten Satz der Hammerklavier-Sonate bei aller Schnelligkeit des Vortrags und der rhythmischen Belebung vor falschem Drängen. Überhaupt ist das als richtig empfundene Deklamieren in den 2x4 Sätzen gegeben. Zusammen mit seinem schlanken und kräftig akzentuierten Klang auf dem Bösendorfer Imperial sorgt Koroliovs wie auch immer durch Nachdenken und Instinkt zustande gekommene Sicherheit für spannendes Hören. Der erste Satz des Opus 106, um noch einmal darauf zurückzukommen, wird nicht durch ein dezidiertes Vorwärtsstürmen geprägt, sondern durch eine sehr differenzierte, aber im Grund enthusiastische Erregtheit. Die dynamische Differenzierung im nachfolgenden Scherzo ist ebenfalls ein Element, das den Diskurs ungemein bereichert.

Die beiden langsamen Sätze, der kurze aus der 28. Sonate und der lange aus der Neunundzwanzigsten, werden nach Vorgabe gespielt: con affetto, sehr poetisch und weltentrückt der erste, viel irdischer, suchend sozusagen und grüblerisch der zweite. Und dieses Nachdenken, dieses Unentschlossene hält ausdrucksstark im Übergangs-Largo zur Schlussfuge an. Solche gestalterischen Details machen den Reiz dieser Interpretation aus und zeigen, dass es bei Beethoven immer wieder Neues zu entdecken gibt, und seien die Akzentverschiebungen auch nur gering

RéF

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