Am 23. März 1784 veranstaltet der Klarinettist Anton Stadler in Wien eine "Musikalische Akademie", in der u. a. "...eine große blasende Musik von ganz besonderer Art, von der Composition des Hrn. Mozart gegeben wird". Und was für eine blasende Musik das war: Mit je zwei Oboen, Klarinetten, Bassetthörnern, Fagotten, vier Hörnern und Kontrabass sprengt die "'Gran Partita' (Name nicht von Mozart) nicht nur von der Besetzung her alles bisher Dagewesene. Allein die sieben Sätze rücken in ihren Dimensionen in die Nähe der Orchesterserenaden, ihr klanglicher und satztechnischer Reichtum reicht ins Sinfonische.

Das Stück ist bis heute eine Herausforderung für alle Beteiligten. Bei Verwendung heutiger Instrumente weniger im technischen als vor allem im musikalisch-gestalterischen Bereich, gilt es doch den ganzen Farbenreichtum der ungeheuren Bläserpalette in immer neuen Varianten und Konstellationen aufzumischen und auszutarieren. Eine heikle Aufgabe, die von Stuttgart Winds fabelhaft gelöst wird.

Das Ensemble besteht aus Mitgliedern des RSO Stuttgart, die in geradezu traumwandlerischer Sicherheit miteinander harmonieren. Der Notentext der neuen Mozart-Ausgabe wird penibel umgesetzt; faszinierend, wie jedes Vortragzeichen hörbar gemacht wird. Trotz des traditionell dunklen Bläsertimbres wirkt das Gesamtklangbild schlank und bis ins letzte Detail durchhörbar. Die musikalische Konzeption verrät deutlich die Intentionen Roger Norringtons, dem langjährigen Chefdirigenten des Orchesters. Als Zugabe gibt es eine Bearbeitung der Fantasie für eine Orgelwalze KV 608, die in der Version für Bläseroktett und Kontrabass musikalisch ungemein aufgewertet wird.

Holger Arnold

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