(...) Alle 555 Cembalo-Sonaten von Domenico Scarlatti aufzunehmen, klingt das nach einem guten Plan? Was irgendwann frischen Muts begonnen wurde, kann schnell in reiner Pflichterfüllung enden. Aber Christoph Ullrich wäre der richtige Kandidat. Die Interpretationen des in der Kulturgeschichte so beschlagenen Pianisten (mit lesenswertem eigenen Booklet-Beitrag) wirken nie verkopft, sondern tragen immer das Merkmal des Spielerischen und der Spontaneität. Es versteht sich von selbst, dass ihm damit ein vom Intellekt gesteuerter Gestaltungswille nicht abgesprochen werden soll. Doch - warum Scarlatti auf einem modernen Konzertflügel? Überspitzt gesagt, befreit ihn vielleicht gerade die historisch "unkorrekte" Entscheidung dazu, sich auf die Suche nach all' jenen Klängen zu begeben, die ein Steinway D-274 für jemanden bereithält, dem an polierter Perfektion nicht alles und an der Suche nach Farben, Klängen und Wirkungen, insbesondere aber an der Hervorhebung und Charakterisierung von Stimmen im kontrapunktischen Geflecht eine Menge gelegen ist. Fortsetzung unbedingt erwünscht!
Heinz Gelking

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