Ich habe Christoph Ullrichs Mozart-CD gehört, mir dabei wie üblich Notizen gemacht und plötzlich festgestellt, dass mir immer ein bestimmtes Wortfeld aus dem Bleistift rutschte: Ich schrieb "kantabel" und "gesanglich", und während der c-Moll-Fantasie stand sogar plötzlich "Don Giovanni" auf dem Papier. Kein Zweifel: Ullrich hat großes Talent für Mozarts geschmeidige Melodik; unter seinen Händen werden die Stücke zu Mini-Opern. Erst als mir das sonnenklar war (und das muss man mir jetzt einfach mal glauben), las ich den vom Pianisten selbst verfassten Booklet-Text. Und siehe da: Ich hatte (was bei Kritikern nicht immer der Fall ist) die Absicht des Interpreten genau getroffen. "Opernszene für Klavier" schreibt Ullrich zum Beispiel über den ersten Satz der Sonate KV 332, und auch beim zweiten Satz "scheint die Oper Pate gestanden zu haben". Das kann man nur unterstreichen, und Ullrich setzt diese Erkenntnis eindringlich um. Darüber hinaus ist die Programmfolge interessant gestaltet: Die beiden großen F-Dur-Sonaten mit dem Mittelteil der c-Moll-Fantasie aufzunehmen, hat einen gewissen Reiz - zeigen sich die Sonaten doch als spielerische, lichte Werke, die Fantasie hingegen als großer dramatischer Monolith, in dem sich der gesammte Klaviermozart bündelt. (...)"
Oliver Buslau

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