"Auf dem Olymp
Evgeni Koroliov, Purist aus Passion, hat sein ′Wohltemperiertes Klavier′ fertig.
Was soll daran so schwierig sein? Weshalb sind die zweimal 24 kurzen Stücke, von Klavierschülern ohne Verrenkungen bewältigt, ein solches Gebirge für Virtuosen? Vielleicht gerade weil Johann Sebastian Bachs ′Wohltemperiertes Klavier′ bei Kennern das Alte Testament heißt: Hier kann niemand als Akrobat auftrumpfen; alle - auch die Hörer - sind mit sich selbst und ihrer Musikalität allein. Unzählige haben versucht, das Geheimnis dieses barocken Tonarten-Kosmos aus Präludien und Fugen zu entschlüsseln, die Zahl der Aufnahmen ist Legion. Deshalb, auch deshalb, hat Evgeni Koroliov, der den Doppelzyklus schon mit 17 Jahren in seiner Vaterstadt Moskau aufführte, sehr lange gewartet, bis er ins Studio ging: Wer Tastenlegenden wie Edwin Fischer, Wanda Landowska, Samuel Feinberg, Swjatoslaw Richter, Rosalyn Tureck, Glenn Gould und vielen anderen Konkurrenz machen will, der muss einiges zu bieten haben. Erst jetzt, mit 53, fühlte sich der uneitle Klavierprofessor dem enormen Anspruch gewachsen. Das Ergebnis klingt schlackenlos, fern allem Denkmalkult und doch gefühlsstark. Vorbildlich transparent, aber nie klimpernd stellt Koroliov die Klangcharaktere hin. Denn für ihn folgt das olympische Werk (besonders der zweite Teil mit seiner, so Koroliov, ′reichhaltigeren Kost′) einem fast legeren ′Prinzip der Mannigfaltigkeit′, von anmutig und erhaben bis witzig oder gemütlich. Dafür brauche es keinen eigenwilligen Interpreten, sagt er, sondern schlicht einen ′Spieler′, dem es gelingt, ′mit der Musik eins zu werden′. Leicht gesagt - hier ist es einmal gelungen."
Johannes Saltzwedel
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Evgeni Koroliov, Purist aus Passion, hat sein ′Wohltemperiertes Klavier′ fertig.
Was soll daran so schwierig sein? Weshalb sind die zweimal 24 kurzen Stücke, von Klavierschülern ohne Verrenkungen bewältigt, ein solches Gebirge für Virtuosen? Vielleicht gerade weil Johann Sebastian Bachs ′Wohltemperiertes Klavier′ bei Kennern das Alte Testament heißt: Hier kann niemand als Akrobat auftrumpfen; alle - auch die Hörer - sind mit sich selbst und ihrer Musikalität allein. Unzählige haben versucht, das Geheimnis dieses barocken Tonarten-Kosmos aus Präludien und Fugen zu entschlüsseln, die Zahl der Aufnahmen ist Legion. Deshalb, auch deshalb, hat Evgeni Koroliov, der den Doppelzyklus schon mit 17 Jahren in seiner Vaterstadt Moskau aufführte, sehr lange gewartet, bis er ins Studio ging: Wer Tastenlegenden wie Edwin Fischer, Wanda Landowska, Samuel Feinberg, Swjatoslaw Richter, Rosalyn Tureck, Glenn Gould und vielen anderen Konkurrenz machen will, der muss einiges zu bieten haben. Erst jetzt, mit 53, fühlte sich der uneitle Klavierprofessor dem enormen Anspruch gewachsen. Das Ergebnis klingt schlackenlos, fern allem Denkmalkult und doch gefühlsstark. Vorbildlich transparent, aber nie klimpernd stellt Koroliov die Klangcharaktere hin. Denn für ihn folgt das olympische Werk (besonders der zweite Teil mit seiner, so Koroliov, ′reichhaltigeren Kost′) einem fast legeren ′Prinzip der Mannigfaltigkeit′, von anmutig und erhaben bis witzig oder gemütlich. Dafür brauche es keinen eigenwilligen Interpreten, sagt er, sondern schlicht einen ′Spieler′, dem es gelingt, ′mit der Musik eins zu werden′. Leicht gesagt - hier ist es einmal gelungen."
Johannes Saltzwedel
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